Sommerzeit


Abendrot eines ersten Tages,
es verspricht gutes Wetter
und eine neue Ära.
 
Nach einem kalten Winter,
so lang und leer,
nimmt es die letzten Tage mit,
weit hinter den Horizont.
 
Was wird die neue Ära bringen –
was wird sie vergehen lassen?
die Farben kriechen in die Sterne.
 
Erst das Dunkel der Nacht
wird das Licht der neuen Ära,
das Licht wird mich neu gebären.



Hals


Als hätt' man mich verwandelt,
so kommt mein Blick nicht los
vom Strome deines Blutes,
der über deinem Herzen tost.

Fast seh ich das Pulsieren,
fast reißt es mich mit hin,
obwohl ich doch von Ferne
nur ein sehnend Buhler bin.

So stark wird mir das Männliche
ganz nah am Strom Begier;
ich wünscht', ich könnt' ihn küssen,
auf dass ich mich im Fluss verlier...



Abschied nur schwerer


Der Gedanke kommt immer wieder,
er hofft auf ein neues Glück
und weiß nicht, dass er den Abschied nur schwerer macht.
Ein kurzer Genuss gegen den Verstand,
dieses Jetzt gegen „Es geht nicht“,
gegen „Lass es“,
gegen das schweigende „Nein“.
Ich betrinke mich am Jetzt,
ich kenne kein Maß! –
die Wahrnehmung verschwimmt,
Überdosis und kalter Entzug.
Aber der Gedanke kommt immer wieder,
er weiß nicht, dass er den Abschied nur schwerer macht,
mit der Wärme der kleinen Berührung,
dem Druck am Schenkel,
dem konspirativen Lächeln –
Rückfall.
Vielleicht, wenn er wirklich ginge,
dann vielleicht kein Verlangen,
und dann keine Entzugserscheinungen mehr.
Aber er kommt immer wieder ohne zu wissen,
dass er den Abschied nur noch schwerer macht.
Er meint es nicht so.
Er kommt nur immer wieder.



Szenen


Ich stehe hier vor dir mit einem Andern,
seine Hände an meinen nassen Sachen.
Deine Augen seh ich mit uns wandern,
und muss über deine Eifersucht lachen.
 
- Schnitt -
- Löschen - 

Ich stehe hier und bin nicht bekleidet
Und ich warte auf eine Replik von dir.
Dein Mund ist offen, der Blick geweitet,
bist erschüttert: Provokation - von mir!
 
- Schnitt -
- Löschen -
 
Ich stehe hier, weil ich dich erwarte.
Du fragst: Wie hast du das gemeint?
Und da ich das Gefühl so lang bewahrte,
sind wir nun doch am Ende vereint.
 
- Schnitt -
- Löschen -
 
Premiere:
 
Ich stehe hier, weil du es so willst.
Ich wage mich nicht näher heran
an dich, der du mit mir spielst,
an dich, den mir verbotenen Mann.



Weißt du nicht


Ich war lange schon nicht mehr in diesem Raum,
und meine gar, ich erinnere mich kaum.
Nichts hat sich verändert – die Erinnerung erwacht,
ich habe auch so oft an diese Kissen gedacht,
 
so oft, dass ich fürchtete, du hätt‘st mich entdeckt,
als hätt‘ ich dich mit meiner Berührung geweckt.
Unbemerkt habe ich mich neben dich gelegt
und mich stundenlang nicht mehr bewegt,
 
habe dir Träume aus meiner Phantasie gemacht,
und bis zum Morgen über dein Atmen gewacht.
Ich habe ein Lächeln auf deine Lippen skizziert –
… und dabei selbst maßlos nach ihnen gegiert.

Ich war bei dir, aber bemerkt hast du mich nie,
war es doch mein Traum, der mir die Flügel verlieh.
Ach, weißt du nicht, wie oft ich dort schon war?
Dein großes Bett schien mir so viele Male…
 
wunderbar.



Drei Tränen


Drei Tränen
kommen nachts,
ohne Grund,
aus Melancholie heraus,
vom Auge
und laufen
einsam zum
Haaransatz
und spülen
die Farbe
einfach aus.



Kriech in mich hinein!


Wie ein lauerndes Tier
Nähere ich mich dir
Ich kriech in dich hinein
Werde tiefer in dir sein
Als dein tiefstes Verlangen
Ich nehme dich gefangen
Lass mich in Ketten legen
Wander auf dunklen Wegen
Über deine heiße Haut
Meine Gier so ver-
Rückt dir auf die Pelle
Wer ist nun in der Zelle?
Mit festem Griff sind deine Hände
An meinem Hals die Wände
Bitte kriech in mich hinein
Sollst ganz tief in mir sein
Und mein Geist kühlt ab
Die Luft wird knapp
Quäl mich nur ein letztes Mal
Ich lass dir keine Wahl
Bring mich zum Weinen
Indem wir uns einen
Ich lass dich nie mehr los
Nie mehr aus dem Schoß
Wahnsinn, gib mir deinen Kuss
Mein Blut ist dein Genuss
Hab dir mein Innerstes enthüllt
Dein Blick ist hasserfüllt
Meinen Geist und mein Leben
Hab ich in deine Macht gegeben
Ich kriech in dich hinein
Ich werd ewig in dir sein!



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